Kaffeeproduzent Edwin mit seiner Familie
„Ich bin stolz darauf, euch mein Land zu zeigen. Unser Ziel ist es, qualitativ hochwertigen Kaffee zu produzieren. Es geht nicht um eine große Menge, sondern um gute Qualität.“

Ob Kaffeeproduzent Edwin stolz auf seinen Kaffee und seine Arbeit ist? Absolut! Hier, in der Sierra Nevada de Santa Marta – die höchste Küstenregion der Welt – in Mitten der majestätischen Bergkette, mit seinem weltweit einzigartigen Klima baut Edwin mit seiner Familie biologischen Kaffee an. Edwin ist einer der Kaffeeproduzenten der Kaffee-Kooperative von Red Ecolsierra. Wir haben Edwin bereits einige male während unseren Reisen und Besichtigungen der Plantagen in Kolumbien getroffen und stehen mit ihm und seiner Familie im engen Kontakt.

Gelebte Kaffeeleidenschaft

Im Jahr 2002 trat sein Vater Red Ecolsierra bei. Er brachte ihm alles über Kaffeekultur und die Liebe zu diesem besonderen Produkt bei. Edwin weiß seine Lebensgrundlage besonders zu schätzen, da nicht alle, die in der Sierra Nevada geboren wurden, so privilegiert sind. Als kleiner Junge rannte er bereits durch die Kaffeeplantagen. Wir haben ein persönliches Gespräch mit ihm geführt und mehr über seine Arbeit, seine Wünsche und Ziele für die Zukunft erfahren.

Edwin mit seinem Vater, in dessen große Kaffeefußstapfen er tritt.
Drei Generation und zwei Kaffeewelten in einem Bild: Unsere Kaffeeproduzent*innen und unsere Kaffeebeauftragten von Fairtrade Original Lotje und Evelien.

Unser persönliches Interview mit Edwin

Hey Edwin, sag mal, wie sieht eigentlich ein normaler Arbeitstag auf der Kaffeeplantage für dich und deine Familie aus? Wie verläuft es in der Erntezeit?

Ein gewöhnlicher Arbeitstag verläuft voller Freude. Ich glaube an Gott und daran, dass wir durch ihn die Möglichkeit erhalten, weiter zu arbeiten und unser Bestes zu geben. Man kann sehen, dass sich das in dem Produkt widerspiegelt. Meine Mutter Beatriz steht schon so gegen 5 Uhr in der früh, um einen köstlichen Kaffee zuzubereiten. Natürlich ist es unser Kaffee, den wir mit viel Mühe und Hingabe auf unserer Plantage herstellen. Dann stehen auch wir Kinder auf und trinken gemeinsam mit unserer Mutter und unserem Vater, Jesús Maria, die erste Tasse Kaffee. Danach geht jeder seiner Arbeit nach um dieses wunderbare Produkt, den Kaffee, weiter zu kultivieren. Wir haben viele Hoffnungen, Träume und Ziele, und jeden Tag bemühen wir uns, unser Bestes zu geben, hochwertigen Kaffee zu produzieren.

In der Erntezeit sind die Tage hektischer als sonst. Wir stehen früher auf als gewöhnlich, aber natürlich ohne den Morgenkaffee zu vergessen. Eigentlich trinken wir Kaffee zu jeder Tageszeit. So schmecken wir die verschiedenen Noten am Gaumen und erkennen den Geschmack von Mühe, Arbeit und Hingabe eines ganzen Jahres. Wir teilen uns die Arbeit auf. Alle setzen ein Sandkorn, um dieses Familienprojekt voranzubringen. Einige holen den Kaffee in den Parzellen ab. Mein Vater kümmert sich um die Verarbeitung des Kaffees vor der Abholung, wie z.B. die Klassifizierung des Produktes, das Waschen und Trocknen. Meine Mutter und meine Schwester kümmern sich um die Zubereitung des Essens und versorgen uns. Wir sind alle involviert und geben uns jeden Tag die größte Mühe mit unserem Kaffee.


Was glaubst du, was die Kundschaft bei uns nicht über Deine Arbeit weiß, aber unbedingt wissen sollten?

Wir arbeiten sehr hart, um ihnen die beste Qualität auf den Tisch zu bringen. Der Aufwand für den Kaffeeanbau ist so groß, dass der Wert pro Kilogramm Kaffee, den wir erhalten, oft nicht ausreicht, um die Kosten dafür zu decken. Sie sollten wissen, dass sie, wenn sie eine köstliche Tasse Kaffee probieren, den besten Kaffee der Welt trinken, der von Familien voller Liebe und Hingabe angebaut wird. Diese träumen davon, ihre Lebensbedingungen zu verbessern, indem sie die wenigen Ressourcen, die sie haben, zuerst in die Verbesserung des Kaffees stecken.

Wie beeinflusst der Verkauf von Kaffee deine Arbeit und dein tägliches Leben?

Jeder Kaffeeverkauf bedeutet alles für mich und für meine Familie, denn er ist die Haupteinnahmequelle. Deshalb ist die Wirkung groß, denn jedes Projekt, das wir innerhalb und außerhalb des Betriebs durchführen wollen, hängt von dem Ergebnis jahrelanger Bemühungen ab. Durch den Kaffeeverkauf können wir mehr investieren, um die Qualität des Produkts zu verbessern und die Produktion zu steigern. Das erhöht das Familieneinkommen und somit unsere Lebensqualität.

Bist du der Meinung, dass Kaffee mit einem höheren Preis bezahlt werden sollte?

Die Kaffeeproduktion, von der Keimung eines Kaffeesamens bis zur Produktion eines Kilogramms Bio-Kaffees, ist sehr viel Arbeit. Oft entschädigt die Bezahlung, die wir erhalten, nicht die Mühe, die wir uns machen, die Anstrengung und die körperliche Arbeit, die wir leisten. Also ja, Kaffee sollte fair bezahlt werden. Der Markt verlangt Qualität, das erfordert größere Investitionen und Mühe von jeder Erzeugerfamilie.

Bist du als Kaffeeproduzenten über den Klimawandel besorgt?

Ja, wir sind besorgt über den Klimawandel und aus diesem Grund bemühen wir uns jeden Tag darum, ein noch besseres Produkt anzubieten. Frei von Chemikalien und 100 % biologisch, unter den höchsten Qualitätsstandards angebaut. Wir strebe eine nachhaltige Ernte an und möchten negative Auswirkungen auf das Ökosystem möglichst gering halten.


Was macht dir als Teil einer Erzeugerfamilie am meisten Sorgen im Hinblick auf den Klimawandel?

Wir sind besorgt, dass wir in einigen Jahren keinen Kaffee mehr in der Sierra Nevada de Santa Marta produzieren können. Es gibt viele unreflektierte Menschen, die weiterhin die Waldgebiete zerstören, ohne daran zu denken, dass sie die Wasserquellen, den Sauerstoff und damit das Leben auf der Erde gefährden. Wasser ist lebenswichtig und ihnen ist immer noch nicht bewusst, dass sie der nächsten Generation die Arbeitsmöglichkeiten nehmen. Wird es schwieriger mit der Art und Weise, wie wir Kaffee anbauen, im Hochland zu überleben, müssten wir umsiedeln und von vorne anfangen. Deshalb geben wir weiterhin unser Bestes, um auf andere einzuwirken und arbeiten stets daran unsere nachhaltigen Anbaumethoden zu optimieren.

Stimmt es, dass man beim Anbau von Qualitätskaffee aus biologischem Anbau nach jeder Ernte etwas Neues lernt und jede Ernte immer etwas anders abläuft? Was hast du im Laufe der Jahre darüber gelernt?

Ja, es ist wahr, dass wir jeden Tag etwas Neues über Kaffee lernen. Ich habe gelernt, dass die Qualität des Kaffees verbessert wird, wenn wir kontinuierlich unsere Techniken und Verfahren optimieren. Je mehr wir lernen, umso mehr steigt die Qualität des Kaffees. Viel Wissen erwerben wir in den Workshops. Es geht dann um die Herstellung eines speziellen Kaffees, die Verbesserung des Mengenprofils, die Verbesserung der Bodenbedingungen, indem wir z.B. organischen Stoffe nutzen, die wir auf unserer Farm haben. So sind wir in der Lage, eine Kaffeebohne unter optimalen Bedingungen zu erhalten.

Was wäre ein „Kaffeetraum“ für alle Kaffee produzierenden Familien (in der Welt)? Wovon träumt deine Familie?

Ein persönlicher Traum wäre es, dass unsere Farm ihre höchste Produktionskapazität erreicht und der Wert von Kaffee aufgrund seiner besonderen und einzigartigen Eigenschaften, die ihn von anderen Produkten unterscheidet, anerkannt wird. Für jeden Kaffeeproduzenten wäre es auch ein Traum, das Vergnügen zu haben, persönlich mit Menschen in Kontakt zu treten, die unseren Kaffee konsumieren oder sogar persönlich von ihnen auf der Farm besucht zu werden, um etwas über die von uns eingeführten Verfahren zu erfahren.

Was ist dein persönlicher Traum oder dein Ziel?

Durch den Kaffeeanbau kann ich meiner Familie eine bessere Zukunft bieten. Durch eine faire Bezahlung für unser Produkt erhalten wir die Möglichkeit, jedem Familienmitglied eine Ausbildung zu ermöglichen. Dadurch erhalten sie berufliche Perspektive im Kaffeeanbau, aber auch in anderen Bereichen. Außerdem träume ich davon, einen Abschluss als Betriebswirt zu machen und so unser eigenes Unternehmen zu führen, in unserer Gemeinde einflussreicher zu sein und Aufklärungsarbeit zu leisten. Es ist schwierig, da wir wissen, dass wir aus Mangel an Ressourcen unsere Träume und Ziele nicht erreichen können, und es wäre großartig, wenn Investoren oder Kunden unsere Projekte fördern könnten, um die Träume derjenigen zu verwirklichen, die nach einer besseren Zukunft streben.

Wir haben dieses Interview mit Edwin auf Spanisch geführt. Wenn du an dem Original interessiert bist, schreib uns an: info@fairtradeoriginal.de

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